„In dieser Goldschmiede will ich arbeiten“

Aktualisiert (Montag, den 16. Dezember 2013 um 21:17 Uhr) Geschrieben von: Administrator Montag, den 16. Dezember 2013 um 19:47 Uhr

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Nathalie Till in der Werkstatt von Klaus Matthey mit ihrem Preis für ihren Ring.24-jährige Nathalie Till gewinnt Preis für ungewöhnlichen Schmuck:

Ein Ring, der Picasso gefallen würde

Die Goldschmiede von Klaus Matthey macht zum ersten Mal beim Dornumer Weihnachtsmarkt mit.

DORNUM Wer den Weg macht zur Goldschmiede von Klaus Matthey in Dornum, entgeht der Betriebsamkeit des Alltags, denn in der Beningalohne wohnt und arbeitet es sich ruhig und etwas abgelegen. Doch wer den Weg findet, geht ihn mit der Wertschätzung für Handgemachtes, ewig Währendes, Schmückendes. „Das kann man einmal vererben“, meint Goldschmiedemeister Klaus Matthey im Gespräch mehrmals und blickt mit Stolz auf seine Arbeit. Wie zum Beispiel ein Medaillon: „Mädchen träumen von Medaillons, der Traum geht dann irgendwann vorbei. Wir machen dieses Schmuckstück für Menschen, die sich älter werdend so etwas wünschen. Mit Initialen und vielleicht einem Stein versehen, bergen Medaillons Fotos der Familie. Ein klitzekleines Scharnier, eine kaum sichtbare Lötung – kostbar und mit bleibender Wertigkeit ist so ein Stück für den, der es trägt oder auch weiterträgt.

„Da will ich unbedingt hin“, hat Nathalie Till gesagt, als sie von Klaus Matthey selbst hörte, dass er so etwas in seiner Werkstatt vermehrt für Kunden anfertigen will. Sie bewarb sich in Dornum, nachdem sie bereits mit ihrer Ausbildung zur Goldschmiedin begonnen hatte. Klaus Matthey, der in seinen 30 Jahren Tätigkeit in Dornum bereits sieben Menschen zu Goldschmieden ausgebildet hatte, hatte diese Aufgabe, inzwischen 60-jährig, nicht mehr auf sich nehmen wollen. Aber der Ehrgeiz, das Interesse und auch Können der 24-jährigen Frau überzeugte ihn wie auch die Aussicht, dass es doch mehr Spaß macht, in der kleinen Werkstatt zu zweit zu arbeiten.

„Man hört es, wenn die Feile falsch angesetzt wird“, schmunzelt der Ausbilder. Dann wird sofort korrigiert. „So funktioniert Ausbildung“, meint der erfahrene Goldschmied. Seit dem Frühjahr ist Nathalie Till nun in Dornum, inzwischen im dritten Ausbildungsjahr und Preisträgerin für einen ungewöhnlichen Ring: Sie belegte den zweiten Platz der Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr im Wettbewerb „Picasso“, den die Gold- und Silberschmiedeinnung Oldenburg-Ostfriesland ausgeschrieben hat.

 Medaillons, wie sie auch früher viel getragen wurden, entstehen jetzt wieder in der Goldschmiede.Lehrmeister Klaus Matthey findet es toll, dass die Innung Lehrlingen einen solchen Wettbewerb ermöglicht und seine Auszubildende wiederum ist dankbar, dass ihr Ausbildungsplatz die Teilnahme ermöglicht hat. Die Idee zum Ring kam ihr gemeinsam mit ihrer Familie und ihrer besten Freundin. Er besteht aus einem gebogenen Löffel, der oben zur Untertasse wird, auf der wiederum eine Teetasse steht. „Viele wissen nicht, dass Picasso auch Keramiken gemacht hat, deshalb habe ich die Tasse als Motiv gewählt“, sagt Nathalie Till. Aber auch das wiederum sehr bekannte gestreifte Picasso-Shirt findet sich auf dem Ring wieder, denn die junge Frau hat Streifen in das Edelmetall gearbeitet. Sie hat ihn noch nie getragen, vielleicht will sie ihn an ihre beste Freundin verschenken.

Vier Jahre lang wird ihre Ausbildung dauern. Schon jetzt nach der relativ kurzen Zeit, die sie in Dornum in der Mattheyschen Werkstatt verbracht hat, kennt sie jede Feinheit der mehr als 40 Zangen, kennt die Handhabung von Walze, Presse, Feilen und allen anderen Werkzeugen, ist eine beharrliche Kunsthandwerkerin, die erkannt hat: „Man darf nicht nach dem ersten Misslingen aufhören.“ Man müsse bei der Arbeit auch Ruhe finden, ganz abschalten und sich konzentrieren. „Ich höre manchmal gar nicht, dass das Radio an ist“, meint sie. Ihr Lieblingsmetall ist zurzeit noch Gold und Silber. „An Platin habe ich mich noch nicht ran gewagt“, meint sie und Klaus Matthey setzt hinzu: „Das kommt im vierten Ausbildungsjahr“. Die Goldschmiedewerkstatt von Klaus Matthey wird beim Weihnachtsmarkt am 2. Adventswochenende beim Schloss das erste Mal dabei sein. Dann wird der Besucher auch den preisgekrönten Ring von Nathalie Till bewundern können.

Text und Bilder: HEIDI HINRICHS

Der preisgekrönte Ring im Wettbewerb „Picasso“.